ISBN: 9783833468827
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Leseprobe

Textauszüge aus "Das Antlitz der heiligen Familie"


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Kapitel 14 - "Weisse Schleier im Herbst"

[...]Als die Abenddämmerung beginnt, treffen Randolf und Marius auf der Wartburg ein und bringen einige verpackte Dinge mit. Konrad fragt seinen Neffen: «Marius, weißt du, warum du hier bist?» Der Junge nickt verständlich, steigt vom Pferd und fragt: «Ist der Landgraf noch da?» René gibt ihm eine kurze Antwort: «Nein. Er musste heute noch ausreiten und wird für einige Wochen unterwegs sein. Er lässt dich grüßen». Dann schaut René neugierig nach, was Randolf und Marius im Gepäck haben. Randolf versichert lautstark: «Da ist alles drin, was wir brauchen.» Nun will sich Konrad selbst vom Inhalt überzeugen. René tritt zur Seite und Konrad schaut selbst in die voll gepackten Körbe: «Wo habt ihr das alles so schnell aufgetrieben?» Randolf offenbart sich zurückhaltend: «Das ist aus meiner Amtsstube. Ihr wisst doch, dort oben unter dem Dach der Creuzburg. Wenn sich kein anderer Weg mehr findet, so bleibt nur noch die Flucht über das Fenster. Dann muss es meistens schnell gehen und so habe ich mir mit der Zeit einiges von diesem Zeug beschafft und ich weiß, dass morgen der Tag kommt, wo wir das hier brauchen werden.» Konrad nickt kurz und beschließt den Tag: «Wir gehen rein und besprechen alles Weitere bei einem Becher Wein.»

Am nächsten Morgen stehen die Männer an der gleichen Stelle wie am Tag zuvor mit dem Landgraf. Wieder bedeckt der weiße Herbstnebel das umliegende Land mit einem dichten Schleier. Marius sieht an der Mauer zwei Zeichen. Er wendet sich zu René und spricht: «Das sind ja genau die Symbole, wie auf der Unterseite meines Medaillons!» René nickt und mahnt: «Sei vorsichtig beim Abstieg. Hast du die besagt Stelle erreicht so gib uns ein Zeichen." Marius beugt sich über die Brüstung, blickt in die Tiefe und schreckt sofort zurück. René spricht ihm Mut zu: "Hier stehen drei kräftige Männer und halten dich am Seil. Eher würden wir über die Mauer hinabstürzen, als dieses Seil loszulassen». Marius lächelt und schwingt sich über die Mauer. Dann verschwindet er nach unten. Konrad ist nervös, weil er ihm jetzt nicht mehr weiterhelfen kann. Plötzlich hat er die Gesichter von seinem Bruder und seiner Schwägerin vor Augen, als wollten sie ihm sagen: «Was machst du da mit unserem Sohn?» Doch er verwischt diesen Gedankenm, denn er hat eine Mission zu erfüllen. Plötzlich vernehmen sie den Ruf von Marius und halten am Seil inne. Er hat jetzt die Stelle gefunden. Nun wird ein zweites Seil herab gelassen. Nun wird ein zweites Seil mit einem breiten Korb herab gelassen. Darin befinden sich verschiedene Werkzeuge für die Steinbearbeitung. In den letzten Wochen hatte sich Marius die Anerkennung der Rittermönche erworben, indem er den Steinmetzen zur Seite stand. Sein Talent entwickelte sich rasant. Die feinen Schläge von Metall auf Stein sind kaum zu hören. Es kann eine Weile dauern und vielleicht muss Marius am nächsten Tag noch einmal hinabsteigen.

Endlich, nach zwei Stunden gibt Marius das Zeichen zum hochziehen. Völlig entkräftet hängt er am Seil. Oben angekommen kann er kaum noch stehen und flüstert: «Es ist alles so, wie ihr es mir angetragen habt.» Konrad umarmt ihn fest und spricht: «Deine Eltern im Himmelreich sind stolz auf dich. Ich weiß, dass sie dir heute aus ihrer Welt zugesehen haben.» Marius fühlt die Wärme dieser Worte. Später als der Held des Morgens bequem auf einer Liege sitzt, nimmt Konrad einen Eimer mit warmem Wasser und wäscht ihm seine von Arbeit gezeichneten, zitternden Hände. Randolf und René sehen sich diese Szene aus gebührender Distanz an und blicken mit Ehrfurcht auf den jungen Mann. Randolf fragt: «Na René, wie wäre es mit einer Familie?» Dieser klopft ihm auf die Schulter: «Ich bin leider - na, du weißt schon - als Bruder an unseren Herrn gebunden. Aber du hast immerhin noch alle Möglichkeiten.» Randolf erwidert: «Du hast gut reden. Dazu braucht man erst einmal das richtige Weib. Und ich weiß nicht, wie ich so etwas anstellen soll. Mein Amt ist mein Alles. Wie soll das gehen?» Nachdem Randolf versucht hat, diese Ausrede zu platzieren, kann sich René vor Vergnügen nur die Hände reiben. Randolf fordert eine Erklärung: «Was gibt's da zu lachen?» René erwidert: «Es liegt nicht an dir. Du bist ein Teutone - mach dir nichts draus. Es ist einfach so!» Mit diesen Worten spendet er seinem Freund etwas Trost und bietet an, ihm diesbezüglich einige Geheimnisse aus seiner Heimat anzuvertrauen.

Noch an diesem Tag verpacken sie alle Sachen, satteln ihre Pferde und nehmen Abschied von der Herrin der Wartburg. Elisabeth von Arnshaugh geht auf Konrad zu und bekräftigt noch einmal die Worte ihres Gemahls: «Wenn es euch recht ist, so seid ihr jederzeit willkommen. Gebt uns Nachricht, wenn ihr Hilfe braucht. Wir schätzen euch und euer Gefolge. Sobald ihr die Kommende errichtet habt, werden wir zum Besuch ausreiten. Gott sei mit euch!» Nach diesen Worten legt Konrad seine linke Hand auf sein Herz, verbeugt sich leicht und dankt für die gastliche Aufnahme. Dann bekommt er die Zügel gereicht, steigt auf sein Pferd und gibt das Zeichen zum Abrücken. Hinter ihnen schließt sich langsam das große Tor und die Zugbrücke wird hochgezogen. Weiter unten verschwinden die vier Pferde im Dickicht des Waldes. Noch bevor die Nacht hereinbricht, werden sie die Creuzburg erreichen. Ein großes Werk ist erneut vollbracht. René ist glücklich und singt leise ein Lied aus seiner Heimat. Seine Mission vervollständigt sich zunehmend wie ein Mosaik und darf trotzdem nicht erkennbar sein. Er spürt, es kommt langsam die Zeit, die Mission abzuschließen.

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Kapitel 15 - "Die Uhr der Priester"

[...]Es geht langsam abwärts. Bereits nach acht Metern beginnen die Arme vor Anstrengung zu zittern. Doch ein Zurück ist nicht mehr möglich. Die geheimnisvolle Stelle kommt langsam näher, siebzehn Meter, achtzehn Meter, weiter nach unten - dann endlich. Die Stelle ist erreicht. Tim findet mit seinen Füßen einen ganz kleinen, handbreiten Felsvorsprung, auf dem er für eine gewisse Zeit stehen kann. Er erkennt einen Gesteinsblock, der von Natur aus nicht ganz zur umgebenden Gesteinsart passt. Dieser war massgenau angefertigt und formschlüssig eingesetzt worden. Seine Höhe beträgt etwas über eineinhalb Meter, aber nur einen halben Meter misst seine Breite. An einigen Stellen ist sogar noch etwas vom alten Putz oder Fugenmaterial zu erkennen. Es diente zum Verschmieren der Spaltbreiten. Dies kann nur auf den Verschluss eines Einganges hindeuten. Ein Foto ist unter diesen Umständen leider nicht möglich. Keinen einzigen Augenblick darf Tim eine der beiden Hände vom Seil lösen. Links, neben dem eingesetzten Felsblock, erkennt Tim bildliche Gravuren als feine Darstellungen. Leider wurden sie über die Jahrhunderte von der Witterung beeinträchtigt. Eine Taube mit einer kleinen runden Hostie im Schnabel ist zu sehen. Ihre ausgebreiteten Flügel deuten wohl auf eine fliegende Taube. Darunter steht ein Mann mit Kutte und Kapuze. Er blickt nach oben zur Taube und hält in seiner rechten Hand eine brennende Fackel, welche zur Taube entgegen gestreckt ist. In einer zweiten Studie blickt der Mann nach unten. Seine Fackel ist jetzt nach unten gerichtet als wolle er auf einer Treppe ins Innere des Felsens hinabsteigen. Auf der Seite rechts neben dem eingelassenen Stein ist ein Schwert zu sehen. Es zeigt aufrecht nach oben und wird von einer starken Hand gehalten. Unmittelbar daneben ist ein gleichschenkliges Kreuz in den Stein gemeißelt. Hierbei kann es sich nur um ein Templerkreuz handeln, denn die vier Enden waren in der Breite leicht aufgespitzt. Nach diesen sensationellen Befunden setzt Tim das Abseilen fort und stößt sich Meter für Meter vorsichtig vom Fels ab. Immer wieder beobachtet er die einzelnen Gesteinspartien. Langsam erreicht Tim den unteren Bereich. Das Seilende pendelt wild in der Luft. Noch waren es wenige Meter über dem Boden.

In Gedanken hofft Tim, dass er beim nächsten Mal die lokale Beschaffenheit der Gesteinsoberflächen besser untersuchen kann. Nicht immer erkennt man alle Details gleich auf den ersten Blick. Tim hängt jetzt noch fünf Meter über Grund und darf erleichtert feststellen, dass die notwendige Seillänge durch die zusätzliche Dehnung erreicht wird und ein Umseilen unnötig geworden ist. Zu sich selbst sagend bricht es aus ihm heraus: «Wahnsinn. Ich hab's geschafft. Ein klarer Beweis für die Existenz einer präzise ausgeführten Landschaftsgeometrie. Beim zweiten Abstieg werde ich gleich beide Seile auswerfen und zum Abseilen benutzen.» Als er das Seil los lässt, schnellt es, unter Zugspannung stehend, leicht nach oben und hängt jetzt zwei Meter über ihm, so dass er es nicht mehr erreichen kann. Erschöpft aber glücklich legt er eine kurze Ruhephase ein. Die Erregung weicht nur langsam aus seinem Körper. Seine Gedanken kreisen um das eben Gesehene. Da fällt ihm das im Felsgestein eingravierte Schwert ein. Leise spricht er vor sich hin: «Das muss das 'Schwert des Todes' sein!» Während er vor fünf oder sechs Jahren im Internet recherchierte, fiel ihm der Grabstein der letzten Adligen aus dem Geschlecht der Blanchforts auf. Dieses Detail kennt ein jeder Gralsucher, wenn er sich dem Thema vertieft widmet. Die Grabplatte war mit der Inschrift 'ET IN ARCADIA EGO' sehr verdächtig beschrieben und soll eine verschlüsselte Botschaft in sich bergen. Die Inschrift auf dem Grabstein war ebenfall mystisch formuliert und lautete auf Deutsch: «Hier liegt die Adlige Marie de Negre d'Ables Freifrau d'Hauptpoul de Blanchfort begraben im Alter von sechsundsiebzig Jahren verstorben am XVII Januar MDCOLXXXI Ruhe in Frieden». Die untypische Anordnung der Buchstaben und absichtlichen Fehler ergeben die Buchstabenfolge T-e-M-e-R-e-p-O. Nach der Groß- und Kleinschreibung geordnet folgt: 'MORT eepe', was Französisch ist und auf Deutsch 'Schwert des TODES' heißt. Möglicherweise verbirgt die Grabplatte auch noch andere versteckte Hinweise.

Nun beginnt Tim mit dem erneuten Aufstieg. Er will verhindern, dass keine Personen auf zufällige Weise Kenntnis von dieser Aktion bekommen. Deshalb wird er das oben angebrachte Seil schnell einziehen. Da er das zweite Seil beim nächsten Aufstieg ebenfalls mit nach oben führen muss, entscheidet sich Tim dafür, das erste Seil oben zu belassen. Die Stelle wird er so wählen, dass es vor Regen und Feuchtigkeit geschützt ist. So spart er gleich für den nächsten Auf- und Abstieg sinnvoll seine Kräfte. Dieser Tag ist für Tim etwas Besonderes. Auch wenn es viele Ängste und Zweifel gab, im Interesse der Wahrheitsfindung haben sich die Mühen gelohnt.

Abends quält ihn sein Muskelkater. Besonders seine beiden Unterarme schmerzen. Es ist ein typisches Zeichen für untrainierte Muskeln und eine logische Abwehrreaktion des Körpers. Ingrid übernimmt gern die Behandlung mit leichten Massagen, so dass er bald wieder einen zweiten Versuch vorbereiten und starten kann. Die Feldforschungen der vergangenen Wochen brachten beeindruckende Ergebnisse zu Tage. Sie setzen sich als verstärkte Erinnerung im Gedächtnis fest. Eines Nachts geschieht etwas Ungewöhnliches. Während Tim schläft, verarbeitet sein Gehirn all die letzten Eindrücke so gut es geht. Doch die Bilder der letzten Tage sind noch so klar und intensiv, dass Tim unbewusst beginnt, mit seinen Zähnen zu knirschen. Dabei bricht bei einem Backenzahn ein Stück Zahnschmelz heraus. Dieses plötzliche Erwachen zeigt ihm deutlich auf, wie sehr sich diese Ereignisse und Erinnerungen bei Tim eingeprägt haben.

Mehrfach versucht Tim, an der verdächtigen Stelle weitere unbekannte Geheimnisse zu erkennen. Und so kommt es auch. Heute am zweiten September ist ein sonniger Spätsommertag. Tim beobachtet von unten den Fels und sieht zu seiner Überraschung, links neben der Eingangsstelle, das Gesicht eines alten Mannes. Auffällig ist dessen dichter Oberlippenbart, der Mund ist verschlossen. Das linke Auge ist rund aus dem Gestein gehauen. Aus der Nähe ist nichts zu erkennen - und das ist beabsichtigt. Erst bei einer größeren Entfernung von cirka zwanzig Metern zum Felsrelief, wird diese markante Darstellung sichtbar. Auf einmal überkommt Tim eine Idee: «Hatte nicht Manfred Dimde in seinem Buch 'Die Gralsverschwörung' einen merkwürdigen Text des Abbé Berenger Sauniere erwähnt, der nach Übersetzung gewisse verschlüsselte Nachrichten enthielt?»

Zu Hause angekommen, sucht Tim nach dem Buch. Da steht es. Aufgewühlt nimmt er es aus dem Regal und blättert sich durch die einzelnen Seiten. Vor sieben oder acht Jahren hat er es zum ersten Mal gelesen. Endlich findet er die richtige Passage und überfliegt sie flüchtig. Sinngemäß wiederholt er: «Wenn die Sonne um vierzehn Uhr einen gewissen Stand am Himmel erreicht hat, muss der Beobachter sich die Stelle merken. Dort wird das Gesicht eines alten Mannes sichtbar. Oberhalb des rechten Auges soll man sich mit einem kräftigen Druck oder Stoß Zugang in das Innere verschaffen.» Tim überlegt: «Fast könnte alles zu einander passen. Doch was hat es mit der Sonne und der Uhrzeit auf sich? Wie soll ich das im Detail nachprüfen? Dieses Prinzip wird seit Jahrhunderten 'Uhr der Priester' genannt. Es besagt, dass früher nur Priester über eine wissenschaftliche Ausbildung verfügten und das Privileg besaßen, über den Erwerb von Erkenntnissen selbst zu bestimmen. Dazu gehörte auch das Wissen über den Umlauf der sieben bekannten Planeten in unserem Sonnensystem und der damit verbundenen astronomischen Erscheinungen einer Sonnen- und Mondfinsternis. Ebenso gilt das für den Verlauf der Sonne innerhalb eines Jahres. Es war ihnen frühzeitig bekannt, dass die Sonne jedes Jahr mit astronomischer Genauigkeit ihren Lauf am Himmel vollzieht. Danach wurden beispielsweise die Position und Ausrichtung von Kathedralen zur aufgehenden Sonne und deren höchsten Stand am Himmel bestimmt. Auch innerhalb ihrer Architektur positionierten sie Glasfenster, die an einem ganz bestimmten Tag das Sonnenlicht auf eine spezielle Heiligenfigur treffen lassen.»

Plötzlich geht die Zimmertür auf und sein Sohn Wil tritt völlig aufgeregt ein: «Papa, schnell komm in die Stube. Wir schauen die Nachrichen - da ist was passiert!» Im Mitteldeutschen Rundfunk laufen gerade die Spätnachrichten. Es ist nicht fassbar, was Tim da hören und sehen muss: Es brennt eine Bibliothek - in Weimar. Es ist nicht zu glauben. Die Anna-Amalie Bibliothek brennt. Die Bilder sind grauenhaft anzusehen. Alles steht in Flammen und wie es scheint, ist der Brand immer noch nicht unter Kontrolle. Tim spürt den inneren Schock und kann nicht mehr stehen. Der beste Platz ist jetzt auf dem Boden vor dem Fernsehapparat. Alle verrückten Dinge schiessen ihm durch den Kopf. Könnte dieses Ereignis etwas mit seiner Anfrage zu tun haben? Bis heute hat er nichts weiter gehört. Ist es ein bedauerlicher Unfall, ein Anschlag oder eine Warnung? Villeicht weiss jemand von seinen Recherchen? Aber das ist im Grunde nicht möglich. Niemand ist in dieses Thema näher eingeweiht. Was die Details betrifft noch nicht einmal seine Frau Ingrid und Sohn Wil. Genaues wird vorerst nicht auszumachen sein. Mit der Beanwortung seiner Anfrage kann Tim vorerst nicht mehr rechnen. Im schlimmsten Fall sind Karte und Brief verloren oder es hat für alle Zeit unentdeckt den Besitzer gewechselt.

Es vergeht fast genau ein Monat. Tim will es mit der Uhr der Priester genau wissen und möchte nichts unversucht lassen. So nimmt er sich fortan die Zeit und beobachtet den Verlauf der Sonne. Woche für Woche steht er vor der Felswand und vergleicht regelmäßig den Winkel der Sonne zum Felsgestein. Es wird Ende September und eines Tages, es ist der 29. September 2004, scheint es soweit zu sein. Nachdem die Sonne ihren höchsten Stand erreicht hat, treffen endlich um fünfzehn Uhr die ersten Lichtstrahlen auf die Nasenpartie des alten Mannes. Später ist das ganze Gesicht mit Sonnenstrahlen bedeckt. Tim fragt sich selbst: «Aber warum entsteht die zeitliche Differenz von einer vollen Stunde? Sollte die Lichtstrahlen nicht bereits um vierzehn Uhr auf das Gesicht des alten Mannes treffen?»

Nach zwei Tagen, während sich Tim und Ingrid über diese kleine und doch entscheidende Ungereimtheit unterhalten, kommt die Erleuchtung. Tim steht unter Spannung, als es aus ihm heraus bricht: «Natürlich, es gibt ja heute die Sommerzeit! Jedes Jahr im Monat März stellen wir die Zeiger unserer Uhr von zwei auf drei Uhr vor und korrigieren dies im Monat November wieder um eine Stunde zurück. Zur Zeit des südfranzösischen Priesters, Abbé Sauniere, existierte noch keine Sommerzeit. Die wurde erst in den Siebziger Jahren unseres Jahrhunderts im Zuge der weiteren Industrialisierung in Europa eingeführt. Also doch ein weiteres Indiz dafür, dass der alte Abbé aus Rennes le Chateau etwas von dem Geheimnis wusste. Die Vermutungen steigen, dass sich im Inneren dieses Felsens etwas ganz Großes und Heiliges befinden muss.[...]